Deutscher Triumph durch IMMAC Damen Match Race Team. Ein Interview mit Silke Hahlbrock

Das IMMAC Damen Match Race Team hat den Weltcup der olympischen Klassen in Hyères/Südfrankreich gewonnen. Silke (27) und Maren Hahlbrock (28) sowie Kerstin Schult (27) traten gegen 22 Manschaften aus 13 Nationen an und besiegten im Finale die Amerikanerin Anna Tunnicliffe mit 3:1. Tunnicliffe gilt nach ihrer olympischen Goldmedaille und der Wahl zur Weltseglerin des Jahres 2009 als zurzeit beste weibliche Seglerin.

„Aber wir waren erstaunt, wie viele Fehler Anna im Finale gemacht hat“, sagt Silke Halbrock im Interview mit SEGELreporter. „Besonders im letzten Rennen ließ sie uns von der Leine, fing sich noch einen Penalty ein, und wir starteten fast acht Längen voraus. Dieses Rennen konnten wir sehr genießen.“ Die letzten Siege für deutsche Segler in Hyères liegen schon einige Zeit zurück. Den Brüdern Peckolt gelang das Kunststück 2005 im 49er. Und Europe-Seglerin Petra Niemann gewann 2002.

„Das ist schon etwas überraschend“, sagt Halbrock , die mit Platz sechs beim ersten Weltcup in Palma schon sehr zufrieden war. Denn eigentlich begann die Woche Frankreich überhaupt nicht gut. Die ersten beiden Rennen gingen verloren. „Und das war schon fast das Aus. Wir mussten fortan alle Rennen in der Gruppe gewinnen. Und das gegen die Top gesetzten Teams aus unserer Gruppe.“

Aber mit dem Rücken zur Wand starteten die Hamburgerinnen einen Durchmarsch. Sie siegten bei zehn Rennen in Folge, deklassierten im Viertelfinale die Weltranglisten-Erste Lucy MacGregor aus England mit 3:0, fertigten im Halbfinale Katie Spithill, die Schwester von America´s Cup Steuermann James Spithill, ebenfalls mit 3: 0 ab und machten dann gegen Tunnicliffe den Sack zu.

Der Wind wehte sehr leicht. Aber das schmeckte den Hahlbrocks erst einmal nicht. „Wir hatten gerade in Kiel ein fünftägiges Training mit Sten Mohr und Christian Rasmussen bei starkwind absolviert. Und wir fühlten uns gerade im Bootshändling sehr gut. So fiel uns wohl der Umstieg auf Leichtwind anfangs etwas schwer.“ Aber danach habe das Umdenken sehr gut funktioniert. „Wir waren sehr schnell.“

Ein Schock vor dem Finale. Vorschiffsfrau Kerstin Schult meldete sich mit Fußproblemen ab. „Sie humpelte nur noch. Und wir wissen heute noch nicht, was es war.“ Überlastungserscheinungen nach einem intensiven Tag mit sechs Rennen? Auch ein Arzt in Deutschland konnte die Probleme nicht erklären. So liehen sich die Hahlbrock Schwestern von den australischen Freundinnen die Vorschiffsfrau Stacy Jackson aus. „Es gab leichte Abstimmungsprobleme. Aber die Gegnerinnen machten einfach zu viele Fehler.“

Silke Hahlbrock erklärt sich den Leistungssprung nach dem Weltcup in Palma mit dem intensiven Training gegen verschiedenen internationale Teams. Der Rücktritt der deutschen Konkurrentin Ulrike Schümann habe weniger damit zu tun. Sie empfindet das nicht als Befreiung, obwohl die Alleinstellung eine Teilnahme bei Olympia sehr viel wahrscheinlicher macht. „Es war kurzfristig eher problematisch, weil wir einige Trainings zusammen geplant hatten. Und prinzipiell motiviert starke Konkurrenz im eigenen Land doch eher. Wenn wir es dann nicht schaffen, uns für Olympia zu qualifizieren haben wir es auch nicht verdient.“

Viel sei aber auch jetzt schon mit Sponsor IMMAC und dem starken Umfeld beim Hamburger Segel Club zu verdanken. „Wir wurden abends am Flughafen empfangen. Das fand ich schon toll.“ Aber auch finanziell steht das IMMAC Damen Match Race Team schon auf guten Füßen. So tauften sie gerade im März zwei neue Elliot 6m, die dem Team zum Training in Kiel zur Verfügung stehen werden.

Im März hat die Steuerfrau auch die Abschlussarbeit für ihr BWL Studium abgegeben und wartet nun auf das Ergebnis. Einer weiteren professionellen Vorbereitung auf London 2012 steht nichts mehr im Weg. Geht es so weiter? „Schwer zu sagen. Die anderen Nationen schlafen nicht. Die trainieren teilweise auch mit exzellenten Profi-Trainern. Wir müssen jetzt erst einmal sehen, wie wir in Zukunft unseren Unterhalt bestreiten. Aber so ein Weltcup-Sieg ist schon eine gute Basis für die weitere Entwicklung unseres Match-Race-Projektes.“

Quelle: www.segelreporter.com